Statistisch gesehen erhält in
Deutschland alle 15 Minuten ein Patient die Diagnose Blutkrebs.
Dieser ist bei Kindern und Jugendlichen die am weitesten verbreitete
Krebsart, und so liegt es nahe, sich besonders an sie zu wenden, um
ihren Altersgenossen beizustehen, denn ohne medizinische Behandlung
führt Blutkrebs zum Tod. Noch immer findet einer von sieben
Patienten keinen passenden Stammzellenspender, und das obwohl die
Registrierungen stetig steigen: 2017 gab es weltweit um die 30 Mio.
registrierte Spender; 7 Mio. davon sind allein bei der DKMS
registriert – 1991 waren es in Deutschland „nur“ 3000, wie die
„Botschafterin“ der DKMS informierte.
Besonders persönlich wurde es
dann, als Marina Steigleder aus Roth über ihre Erfahrungen als
Spenderin berichtete. Ihre Motivation: Ihre Mutter verstarb an einer
unheilbaren Krebsart – als es darum ging, zumindest beim Heilen
anderer helfen zu können, musste sie nicht lange nachdenken. Sie
hatte sich als Schülerin für eine potenzielle Stammzellenspende
registrieren lassen und war schon relativ früh in die engere Auswahl
gekommen. Ihr packender Bericht zeigte vor allem wieder eines: Jeder
Schüler kann ein potenzieller Lebensretter werden.
Auch ein „beliebtes“
Missverständnis wurde ausgeräumt: Nicht etwa dem Rücken- sondern
dem (Becken-)Knochenmark wird die Stammzellenspende entnommen und
das auch nur noch bei einer Minderheit der Spender. Der Normalfall
ist mittlerweile die seit 1996 bewährte Methode, bei der über das
Spritzen eines speziellen Stoffes (den Wachstumsfaktor G-CSF, den der
Körper interessanterweise auch bei der Konfrontation mit Grippeviren
erzeugt, leichte grippeähnliche Symptome gehören also zu den
möglichen Nebenwirkungen) die Stammzellen in das Blut gelöst und so
wie bei einer Blutspende praktisch schmerzlos entnommen werden
können. Und auch das mit dem Spritzen sei gar nicht schlimm: „Keine
Sorge, Jungs und Mädels – ihr könnt weiter in die Schule gehen“,
witzelt Marina unbeabsichtigt.
Die Bestimmung der
Gewebemerkmale, auch HLA-Typisierung genannt, ist eine aufwändige
Laboruntersuchung, so dass der DKMS für jede Neuaufnahme eines
potenziellen Lebensspenders Kosten in Höhe von derzeit 40 Euro
entstehen. Laut den Bestimmungen des Sozialgesetzbuches V übernehmen
die Krankenkassen in Deutschland die Kosten für die Aufnahme neuer
Stammzellspender nicht. Die DKMS ist deshalb für den weiteren
Ausbau ihrer Datei finanziell auf sich gestellt. Die
Spenderneugewinnung wird vor allem über Privat- und Firmenspenden
finanziert. Häufig werden die Kosten von den Spendern selbst
getragen, doch nicht allen ist dies möglich. Jeder Euro, der an die
DKMS gespendet wird, trägt deshalb dazu bei, die Überlebenschancen
für Patienten zu verbessern. In Vorbereitung der Infoveranstaltung
wurde via WEG-Elternbrief auch eine Spendenaktion gestartet. Bislang
ist bereits ein immerhin dreistelliger Euro-Betrag zusammengekommen,
aber eine Teilnahme ist noch immer möglich: DKMS-Spendenkonto KSK
Tübingen IBAN: DE54 6415 0020 0001 6893 96, Verwendungszweck: SBY
323. Und natürlich wurde auch „in Naturalien“ gespendet: Bereits
vor Ort ließen sich 65 potenzielle neue Spender registrieren und
typisieren, darunter auch einige Lehrkräfte – sind auch Sie schon
dabei?
Foto:
Andreas Baumgärtel