23.3.17

Helden ohne Schwert und Rüstung

Lebensretter sein – dafür braucht es ziemlich viel. Das kann nicht jeder. Nur die Auserwählten, ganz besondere Menschen, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind und alle ihren Mut und ihre Kräfte zusammennehmen… Richtig? Naja, nicht ganz. Am 15.03.2017 war Andrea Autenrieth von der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) am WEG, um darüber zu zu informieren, wie es wirklich ist – und tatsächlich, um neue mögliche Lebensretter zu „rekrutieren“. Denn dazu muss man weder Drachen mit Schwert und Lanze besiegen noch in Türmen eingesperrte Prinzessinnen befreien – sondern sich nur per Wattestäbchen und Wangenabstrich „typisieren“ und als Stammzellenspender registrieren lassen. Ein kleiner Schritt, der für einen Mitmenschen den Unterschied zwischen Leben und Tod machen kann.
Statistisch gesehen erhält in Deutschland alle 15 Minuten ein Patient die Diagnose Blutkrebs. Dieser ist bei Kindern und Jugendlichen die am weitesten verbreitete Krebsart, und so liegt es nahe, sich besonders an sie zu wenden, um ihren Altersgenossen beizustehen, denn ohne medizinische Behandlung führt Blutkrebs zum Tod. Noch immer findet einer von sieben Patienten keinen passenden Stammzellenspender, und das obwohl die Registrierungen stetig steigen: 2017 gab es weltweit um die 30 Mio. registrierte Spender; 7 Mio. davon sind allein bei der DKMS registriert – 1991 waren es in Deutschland „nur“ 3000, wie die „Botschafterin“ der DKMS informierte.
Besonders persönlich wurde es dann, als Marina Steigleder aus Roth über ihre Erfahrungen als Spenderin berichtete. Ihre Motivation: Ihre Mutter verstarb an einer unheilbaren Krebsart – als es darum ging, zumindest beim Heilen anderer helfen zu können, musste sie nicht lange nachdenken. Sie hatte sich als Schülerin für eine potenzielle Stammzellenspende registrieren lassen und war schon relativ früh in die engere Auswahl gekommen. Ihr packender Bericht zeigte vor allem wieder eines: Jeder Schüler kann ein potenzieller Lebensretter werden.
Auch ein „beliebtes“ Missverständnis wurde ausgeräumt: Nicht etwa dem Rücken- sondern dem (Becken-)Knochenmark wird die Stammzellenspende entnommen und das auch nur noch bei einer Minderheit der Spender. Der Normalfall ist mittlerweile die seit 1996 bewährte Methode, bei der über das Spritzen eines speziellen Stoffes (den Wachstumsfaktor G-CSF, den der Körper interessanterweise auch bei der Konfrontation mit Grippeviren erzeugt, leichte grippeähnliche Symptome gehören also zu den möglichen Nebenwirkungen) die Stammzellen in das Blut gelöst und so wie bei einer Blutspende praktisch schmerzlos entnommen werden können. Und auch das mit dem Spritzen sei gar nicht schlimm: „Keine Sorge, Jungs und Mädels – ihr könnt weiter in die Schule gehen“, witzelt Marina unbeabsichtigt.
Die Bestimmung der Gewebemerkmale, auch HLA-Typisierung genannt, ist eine aufwändige Laboruntersuchung, so dass der DKMS für jede Neuaufnahme eines potenziellen Lebensspenders Kosten in Höhe von derzeit 40 Euro entstehen. Laut den Bestimmungen des Sozialgesetzbuches V übernehmen die Krankenkassen in Deutschland die Kosten für die Aufnahme neuer Stammzellspender nicht. Die DKMS ist deshalb für den weiteren Ausbau ihrer Datei finanziell auf sich gestellt. Die Spenderneugewinnung wird vor allem über Privat- und Firmenspenden finanziert. Häufig werden die Kosten von den Spendern selbst getragen, doch nicht allen ist dies möglich. Jeder Euro, der an die DKMS gespendet wird, trägt deshalb dazu bei, die Überlebenschancen für Patienten zu verbessern. In Vorbereitung der Infoveranstaltung wurde via WEG-Elternbrief auch eine Spendenaktion gestartet. Bislang ist bereits ein immerhin dreistelliger Euro-Betrag zusammengekommen, aber eine Teilnahme ist noch immer möglich: DKMS-Spendenkonto KSK Tübingen IBAN: DE54 6415 0020 0001 6893 96, Verwendungszweck: SBY 323. Und natürlich wurde auch „in Naturalien“ gespendet: Bereits vor Ort ließen sich 65 potenzielle neue Spender registrieren und typisieren, darunter auch einige Lehrkräfte – sind auch Sie schon dabei?
Foto: Andreas Baumgärtel

11.3.17

Spendenübergabe: Bernd Jörka bleibt Ehren-WEGler


Traditionen zu pflegen geht oft einher mit der nicht nur in Franken geläufigen Formel „Das haben wir schon immer so gemacht“. So manch einer fragt sich regelmäßig: „Wozu das alles?“, wenn wieder einmal eine der „traditionellen“ Veranstaltungen ansteht, die sich eher als sinnentleertes Ritual beschreiben lassen. Anders am Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasium: Denn obwohl sich die Bilder gleichen, ist die Tradition eben nicht trockene, „tote“ Materie, sondern wird durch die jungen Menschen, Schülerinnen und Schüler, buchstäblich lebendig gemacht und vital erhalten, die sich jedes Jahr aufs Neue bewusst dafür entscheiden, die Erlöse diverser Benefizveranstaltungen – in einer weiteren Tradition des WEG natürlich in musikalischer Form – einem besonderen Mitmenschen und Mitschüler zur Verfügung zu stellen und ihm damit nicht nur Verbundenheit zu demonstrieren, sondern ganz pragmatisch das Leben zu erleichtern: Die stolze Summe von 1650,- Euro durfte der nicht minder stolze Schuldirektor des Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasiums, Dr. Richard Kifmann, dieser Tage dem ehemaligen Abiturienten „seines“ Gymnasiums, dem seit einem Sportunfall vom Hals abwärts querschnittsgelähmten Musiker und Musiklehrer Bernd Jörka aus Kleinschwarzenlohe, übergeben. Clubfan Jörka, der sich selbst auf seinem Weblog (http://blog.joerka.de) als „Steh-auf-Man“ bezeichnet – was nicht erst zutrifft, seit die Krankenkasse ihm letztes Jahr einen Rollstuhl mit Stehfunktion genehmigt hat – kann sich sicher sein, dass er auch für den „Club“ der WEGler kein abgehobener Sockelheiliger, sondern ein Ehrenmitglied ist und bleibt.