Der
„Zirkus Abigalli“ gab am vergangenen Samstagabend sein letztes
Gastspiel in der Gemeindehalle Schwanstetten und alle waren gekommen:
Nachdem das Abiturmotto die Abiturientinnen und Abiturienten durch
eine Reihe von Konzerten und Feierlichkeiten in und außerhalb der
Schule begleitet hatte und der Zirkus-, pardon, Schuldirektor
höchstselbst beim Abischerz seine Jonglierkünste beeindruckend
unter Beweis gestellt hatte, war es an der Zeit, endgültig Abschied
zu nehmen. Und was für ein ehrenvoller Abschied es war: Auch in
diesem Jahr konnte der Abiturjahrgang ein Ergebnis erzielen, das mit
2,21 deutlich über dem langjährigen bayerischen Landesdurchschnitt
von 2,47 lag.
Oberstudiendirektor
Dr. Richard Kifmann hatte allen Grund, dem Jahrgang 2013/15 zum
erfolgreichen Abschluss seiner gymnasialen Laufbahn gratulieren. Bei
32 Absolventinnnen bzw. Absolventen steht dieses Jahr die Note 1 vor
dem Komma, davon 15 Ergebnisse gleich oder sogar besser als 1,5.
Zweimal (namentlich im Falle von Ludwig Peschik und Julian Wechsler)
konnte gar die „Traumnote“ 1,0 erreicht werden. Zu den im
Anschluss besonders geehrten 15 Besten der Schule zählen außerdem
Johanna Fay, Solveig Tonn, Anna Mayer, Hannah Perleth, Christina
Schiffel, Luisa Schlager, Linda Storek, Andrea Hafner, Anna
Hofrichter, Silja Jenne, Alexandra Rauch, Sophia Ritter und Lisa
Straubinger.
Grund zum Stolz gebe
es dabei auf beiden Seiten, sowohl der Schüler als auch der Lehrer
und ihres Direktors. Der Schulleiter brachte die Hoffnung zum
Ausdruck, die Schule habe „nicht nur Goethe, sondern auch Google“,
also alltagsrelevante Inhalte, vermitteln können. Soziale
Verhaltensweisen und Wertesysteme, allen voran die Toleranz als
wichtigste Tugend, bestimmten die Zukunft Europas. Dr. Kifmann
zitierte den Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin
Schulz, mit dessen Worten anlässlich der 30-Jahr-Feier des
Schengener Abkommens: „Lassen wir es nicht zu, dass jetzt aus Angst
neue Grenzen und Mauern errichtet werden!“ – die Verantwortung
für eine künftige europäische Gesellschaft zu übernehmen, sei die
Herausforderung der Abiturientinnen und Abiturenten, und wie dies
bereits der chinesische Philosoph Lao Tse im 4. vorchristlichen
Jahrhundert offenbart: „Verantwortlich ist man […] auch für das,
was man nicht tut“. Diese Gefahr sei aber beim gegenwärtigen
Abiturjahrgang nicht gegeben, wie Dr. Kifmann insbesondere bei der
Bekanntgabe der Abiturergebnisse zum wiederholten Male festgestellt
habe: Die Gruppe habe „mitgefiebert, aufmunternde Worte gefunden
und sich über jedes 'Bestanden' unglaublich gefreut“, aber auch
„Trost durch ein gutes Wort, eine Umarmung oder durch ihre
Anwesenheit gespendet“, als bekannt wurde, dass eine Einzige des
Jahrgangs die Prüfung nicht erfolgreich abschließen konnte. Der
Oberstudiendirektor erinnerte auch daran, wie der Jahrgang zur
Unterstützung des ehemaligen WEG-Abiturienten und Musikers Bernd
Jörka nach seinem tragischen Sportunfall beispielsweise durch
Benefizkonzerte Wesentliches beigetragen habe, aber eben nicht nur
auf finanzieller Ebene, sondern auch mit „emotionaler Kraft“.
Ausdrücke der
Freude gab es auch vom Oberstufenbetreuer Gernot Höflinger, der mit
Fußball-Metaphorik arbeitete: Die Oberstufe sei wie eine
Fußballsaison in einer hohen Liga: „Man trainiert, man übt, aber
es gibt Siege und Niederlagen; allzu häufiges Fernbleiben vom
Training ist der Leistung nicht förderlich, nicht jeder Spieler ist
ein Artist, aber durch Übung kann er es vielleicht werden. Am Ende
zählt die erreichte Punktesumme und ist das Abitur gesichert, gibt
es die obligatorischen Bierduschen – Feierrituale wie im echten
Fußballeben.“
Der
Oberstufenbetreuer hob, die Anmerkungen des Schulleiters
reflektierend, hervor, sich in der Tat keines Konfliktfalls im
zwischenmenschlichen Bereich erinnern zu können; der Jahrgang habe
im Gegenteil besonders durch sein soziales Handeln in einer ohnehin
überdurchschnittlich menschlich orientierten Schulfamilie positiv
herausgeragt. In einer Zeit des Umbruchs und globaler Konflikte und
Probleme sei Höflinger sicher, dass die nun „ins Leben geworfenen“
Abiturienten und Abiturienten die von Dr. Kifmann angemahnte
Verantwortung zu übernehmen bereit und gerüstet seien.
Der ebenfalls
angereiste Schwabacher Oberbürgermeister Matthias Thürauf, der mit
einem lediglich ironischen Zähneknirschen ein Lob für den Feierort
äußerte, thematisierte das Gefühl der davoneilenden Zeit: Er
erinnere sich an einen Mitschüler, der zu Thüraufs eigener
Abiturfeier mit einem damals noch keinesfalls so leicht „tragbaren“
Funktelefon erschienen und damit spöttisch belächelt worden sei,
weil niemand sich vorstellen konnte, dass sich so etwas durchsetzen
würde. Unter anderem aus diesem Grunde, so Thürauf, rate er den
Abiturientinnen und Abiturienten, sich nicht gleich auf die nächste
Herausforderung „Karriere“ zu stürzen, sondern sich auch
tatsächlich Zeit zu nehmen, „das Leben“ kennenzulernen.
Im Rahmen der
Abiturfeier wurden schließlich auch zahlreiche Preise externer
Organisationen an Schüler mit herausragenden Leistungen auf
verschiedenen Feldern vergeben: Die Gesellschaft Deutscher Chemiker
zeichnete mit Ludwig Peschik, Linda Storek und Julian Wechsler die
besten AbiturientInnen in diesem Fach aus; ein ähnlicher Sonderpreis
des Deutschen Altphilologenverbands für die beste Leistung im Fach
Latein ging ebenfalls an Julian Wechsler. Die Deutsche Physikalische
Gesellschaft ehrte die vier besten PhysikerInnen des Jahrgangs,
namentlich Andrea Hafner, Ludwig Peschik, Felix Schmid und Julian
Wechsler. Silja Jenne wurde durch die „Stiftung
Natur-Mensch-Kultur“ als beste Absolventin im Fach Biologie
ausgezeichnet. Der Edith-Wenninger-Preis im Fachbereich Kunst wurde
der Abiturientin Sabrina Stehlik verliehen: Sie durfte eine von
Ottmar Hörls bekannten Gartenzwerg-Kleinplastiken entgegen nehmen,
deren ausgestreckten Mittelfinger Dr. Kifmann den Zuschauern zunächst
eine Weile vorenthielt. Den Constanze-Link-Preis für die beste
Seminararbeit in Englisch bekam Antonia Kalusche. Für Anna
Hofrichters Seminararbeit im Fach Physik verlieh ihr die
Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg eine Auszeichnung. Eine
besondere Ehrung wurde überdies den Abiturientinnen und Abiturienten
René Drechsel, der für sein ehrenamtliches Engagement gleichzeitig
durch die Sparkasse Mittelfranken Süd ausgezeichnet wurde, sowie
Hannah Perleth, Antonia Rösler, Maximilane Röstel und Julian
Wechsler für ihren beispiellosen Einsatz als Schulsanitäter zuteil.
Dr. Kifmann fasste die Dankbarkeit der Schulgemeinschaft zusammen,
sich in Notsituationen auf jemanden so verlassen zu können wie auf
die Schulsanitäter des WEG.
Nach einer
Abiturrede in Lehrbuchqualität, gewandt abgeliefert von dem
Abiturienten Julian Wallraff, durften noch einmal alle „Artisten“
zum großen Finale auf die Bühne: Mit dem aus dem Abiturkonzert
bekannten Song „Acht lange Jahre“ von YouTube-Star Paul Falk, der
zum Mitsingen und -klatschen einlud, erzeugten sie standesgemäß und
nicht nur sprichwörtlich jeweils ein lachendes und ein weinendes
Auge bei so manchem Besucher.
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