29.6.15

Ein ausgezeichneter Jahrgang

Der „Zirkus Abigalli“ gab am vergangenen Samstagabend sein letztes Gastspiel in der Gemeindehalle Schwanstetten und alle waren gekommen: Nachdem das Abiturmotto die Abiturientinnen und Abiturienten durch eine Reihe von Konzerten und Feierlichkeiten in und außerhalb der Schule begleitet hatte und der Zirkus-, pardon, Schuldirektor höchstselbst beim Abischerz seine Jonglierkünste beeindruckend unter Beweis gestellt hatte, war es an der Zeit, endgültig Abschied zu nehmen. Und was für ein ehrenvoller Abschied es war: Auch in diesem Jahr konnte der Abiturjahrgang ein Ergebnis erzielen, das mit 2,21 deutlich über dem langjährigen bayerischen Landesdurchschnitt von 2,47 lag.

Oberstudiendirektor Dr. Richard Kifmann hatte allen Grund, dem Jahrgang 2013/15 zum erfolgreichen Abschluss seiner gymnasialen Laufbahn gratulieren. Bei 32 Absolventinnnen bzw. Absolventen steht dieses Jahr die Note 1 vor dem Komma, davon 15 Ergebnisse gleich oder sogar besser als 1,5. Zweimal (namentlich im Falle von Ludwig Peschik und Julian Wechsler) konnte gar die „Traumnote“ 1,0 erreicht werden. Zu den im Anschluss besonders geehrten 15 Besten der Schule zählen außerdem Johanna Fay, Solveig Tonn, Anna Mayer, Hannah Perleth, Christina Schiffel, Luisa Schlager, Linda Storek, Andrea Hafner, Anna Hofrichter, Silja Jenne, Alexandra Rauch, Sophia Ritter und Lisa Straubinger.
Grund zum Stolz gebe es dabei auf beiden Seiten, sowohl der Schüler als auch der Lehrer und ihres Direktors. Der Schulleiter brachte die Hoffnung zum Ausdruck, die Schule habe „nicht nur Goethe, sondern auch Google“, also alltagsrelevante Inhalte, vermitteln können. Soziale Verhaltensweisen und Wertesysteme, allen voran die Toleranz als wichtigste Tugend, bestimmten die Zukunft Europas. Dr. Kifmann zitierte den Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, mit dessen Worten anlässlich der 30-Jahr-Feier des Schengener Abkommens: „Lassen wir es nicht zu, dass jetzt aus Angst neue Grenzen und Mauern errichtet werden!“ – die Verantwortung für eine künftige europäische Gesellschaft zu übernehmen, sei die Herausforderung der Abiturientinnen und Abiturenten, und wie dies bereits der chinesische Philosoph Lao Tse im 4. vorchristlichen Jahrhundert offenbart: „Verantwortlich ist man […] auch für das, was man nicht tut“. Diese Gefahr sei aber beim gegenwärtigen Abiturjahrgang nicht gegeben, wie Dr. Kifmann insbesondere bei der Bekanntgabe der Abiturergebnisse zum wiederholten Male festgestellt habe: Die Gruppe habe „mitgefiebert, aufmunternde Worte gefunden und sich über jedes 'Bestanden' unglaublich gefreut“, aber auch „Trost durch ein gutes Wort, eine Umarmung oder durch ihre Anwesenheit gespendet“, als bekannt wurde, dass eine Einzige des Jahrgangs die Prüfung nicht erfolgreich abschließen konnte. Der Oberstudiendirektor erinnerte auch daran, wie der Jahrgang zur Unterstützung des ehemaligen WEG-Abiturienten und Musikers Bernd Jörka nach seinem tragischen Sportunfall beispielsweise durch Benefizkonzerte Wesentliches beigetragen habe, aber eben nicht nur auf finanzieller Ebene, sondern auch mit „emotionaler Kraft“.
Ausdrücke der Freude gab es auch vom Oberstufenbetreuer Gernot Höflinger, der mit Fußball-Metaphorik arbeitete: Die Oberstufe sei wie eine Fußballsaison in einer hohen Liga: „Man trainiert, man übt, aber es gibt Siege und Niederlagen; allzu häufiges Fernbleiben vom Training ist der Leistung nicht förderlich, nicht jeder Spieler ist ein Artist, aber durch Übung kann er es vielleicht werden. Am Ende zählt die erreichte Punktesumme und ist das Abitur gesichert, gibt es die obligatorischen Bierduschen – Feierrituale wie im echten Fußballeben.“
Der Oberstufenbetreuer hob, die Anmerkungen des Schulleiters reflektierend, hervor, sich in der Tat keines Konfliktfalls im zwischenmenschlichen Bereich erinnern zu können; der Jahrgang habe im Gegenteil besonders durch sein soziales Handeln in einer ohnehin überdurchschnittlich menschlich orientierten Schulfamilie positiv herausgeragt. In einer Zeit des Umbruchs und globaler Konflikte und Probleme sei Höflinger sicher, dass die nun „ins Leben geworfenen“ Abiturienten und Abiturienten die von Dr. Kifmann angemahnte Verantwortung zu übernehmen bereit und gerüstet seien.
Der ebenfalls angereiste Schwabacher Oberbürgermeister Matthias Thürauf, der mit einem lediglich ironischen Zähneknirschen ein Lob für den Feierort äußerte, thematisierte das Gefühl der davoneilenden Zeit: Er erinnere sich an einen Mitschüler, der zu Thüraufs eigener Abiturfeier mit einem damals noch keinesfalls so leicht „tragbaren“ Funktelefon erschienen und damit spöttisch belächelt worden sei, weil niemand sich vorstellen konnte, dass sich so etwas durchsetzen würde. Unter anderem aus diesem Grunde, so Thürauf, rate er den Abiturientinnen und Abiturienten, sich nicht gleich auf die nächste Herausforderung „Karriere“ zu stürzen, sondern sich auch tatsächlich Zeit zu nehmen, „das Leben“ kennenzulernen.
Im Rahmen der Abiturfeier wurden schließlich auch zahlreiche Preise externer Organisationen an Schüler mit herausragenden Leistungen auf verschiedenen Feldern vergeben: Die Gesellschaft Deutscher Chemiker zeichnete mit Ludwig Peschik, Linda Storek und Julian Wechsler die besten AbiturientInnen in diesem Fach aus; ein ähnlicher Sonderpreis des Deutschen Altphilologenverbands für die beste Leistung im Fach Latein ging ebenfalls an Julian Wechsler. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft ehrte die vier besten PhysikerInnen des Jahrgangs, namentlich Andrea Hafner, Ludwig Peschik, Felix Schmid und Julian Wechsler. Silja Jenne wurde durch die „Stiftung Natur-Mensch-Kultur“ als beste Absolventin im Fach Biologie ausgezeichnet. Der Edith-Wenninger-Preis im Fachbereich Kunst wurde der Abiturientin Sabrina Stehlik verliehen: Sie durfte eine von Ottmar Hörls bekannten Gartenzwerg-Kleinplastiken entgegen nehmen, deren ausgestreckten Mittelfinger Dr. Kifmann den Zuschauern zunächst eine Weile vorenthielt. Den Constanze-Link-Preis für die beste Seminararbeit in Englisch bekam Antonia Kalusche. Für Anna Hofrichters Seminararbeit im Fach Physik verlieh ihr die Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg eine Auszeichnung. Eine besondere Ehrung wurde überdies den Abiturientinnen und Abiturienten René Drechsel, der für sein ehrenamtliches Engagement gleichzeitig durch die Sparkasse Mittelfranken Süd ausgezeichnet wurde, sowie Hannah Perleth, Antonia Rösler, Maximilane Röstel und Julian Wechsler für ihren beispiellosen Einsatz als Schulsanitäter zuteil. Dr. Kifmann fasste die Dankbarkeit der Schulgemeinschaft zusammen, sich in Notsituationen auf jemanden so verlassen zu können wie auf die Schulsanitäter des WEG.

Nach einer Abiturrede in Lehrbuchqualität, gewandt abgeliefert von dem Abiturienten Julian Wallraff, durften noch einmal alle „Artisten“ zum großen Finale auf die Bühne: Mit dem aus dem Abiturkonzert bekannten Song „Acht lange Jahre“ von YouTube-Star Paul Falk, der zum Mitsingen und -klatschen einlud, erzeugten sie standesgemäß und nicht nur sprichwörtlich jeweils ein lachendes und ein weinendes Auge bei so manchem Besucher.

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